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Nachhaltige Geldanlagen und ethisches Investieren

Inhaltsverzeichnis

Kürzlichen Untersuchungen zufolge sind es vor allem Frauen und Millenials, die mit ihrem Engagement die nachhaltige Geldanlagen vorantreiben. Sie möchten mehr, als einfach nur Geld verdienen und Altersvorsorge betreiben.

Sie möchten mit ihren Assets auch Gutes tun. Dabei ist nachhaltiges Investment kein neues Konzept. Wie funktionieren nachhaltige Geldanlagen und ethisches Investiern? Ethische Fonds haben ihren Ursprung in den USA und wurden dort schon in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts eingeführt. Angestoßen hatten das methodistische und quäkerische Prediger.

Vor allen Dingen ging es seinerzeit darum, Unternehmen aus Fonds auszuschließen, die Alkohol, Tabak und Waffen herstellten oder Spielcasinos betrieben. Im Laufe der Zeit haben sich zu diesen Ausschlusskriterien auch die Verletzung der Menschenrechte und die Nichteinhaltung von Umweltstandards hinzugesellt. Mittlerweile werden auch Unternehmen dazu gewertet, die sich in besonderem Maße für Inklusion und generell im sozialen Bereich einsetzen. Wie können wir heut in ethische und nachhaltige Geldanlagen investieren? Werfen wir einen genaueren Blick auf ethische Investments für Frauen.

Ethisches Investieren in Fonds?

Aufgrund der immer klarer definierten und detaillierteren Vorgaben für Nachhaltigkeit bei Investments, sind nachhaltige oder grüne oder verantwortungsbewusste oder eben ethische Investments längst untereinander synonym zu verwenden.

Dein:e Anlageberater:in wird dir aber wahrscheinlich eher etwas von ESG Fonds erzählen oder von Anlagen, die den ESG Kriterien entsprechen.

Welche ESG-Kriterien gibt es? ESG ist ein englisches Akronym. Es steht für „environmental, social, and governance“. Es sind also Fonds, mit denen du nur in Unternehmen investierst, die umweltbewusst (environmental) und sozialverträglich (social) verwaltet werden und produzieren, sowie nachhaltig und ethisch geleitet werden (governance).

Ethische Fonds unterscheiden sich von traditionellen Investmentfonds unter Finanzierungs- und Regulierungsgesichtspunkten: Ethische und nachhaltige Fonds investieren ausschließlich in Wertpapiere, die festgelegten Anforderungen gerecht werden müssen und finanzieren über Kommissionen und Renditen unter anderem Non-Profit-Organisationen.

Obschon es sogenanntes „ethical investing“ schon beinahe ein Jahrhundert gibt, haben sie erst seit 2000 so richtig Beachtung bekommen und erfahren seither einen stetigen Schub. Im besonderen Maße sind ethische Investments für Frauen interessant.

Doch auch insgesamt lässt sich ein starker, zunehmender Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Ethik in der Geldanlage beobachten. Nachhaltige Fonds gehören heute zu den am weitesten verbreiteten Geld- und Sparanlagen unter den Privatanlegern, die immer sensibler und aufmerksamer darauf achten, dass sie ihr Geld nachhaltig und ethisch anlegen. 

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Europa Spitzenreiter bei nachhaltigen Geldanlagen

Die Global Sustainable Investment Alliance hat gerechnet. Und dabei kam heraus, dass die Anzahl nachhaltiger Investments zwischen 2016 und 2018 um 34% gestiegen ist. Das entspricht einem Gesamtwert von 30,7 Billionen (2016 waren es noch knapp 23 Billionen).

Die Europäer leisten an dieser Zahl den größten Beitrag, in dem sie 2018 14 Billionen Dollar nachhaltig investieren. Damit investieren sie mehr Geld in grüne und ethische Geldanlagen, als die USA (12 Billionen) und Kanada (1,7 Billionen) zusammen.

Allerdings führt Ozeanien (Australien und Neuseeland) die Liste an, wenn man den Anteil nachhaltiger Investments in Relation zur Gesamtheit aller Geldanlagen betrachtet. Dort respektieren 63% nachhaltige Geldanlagen und ethisches Investieren. In Kanada immerhin fast 51%.

20 Billionen der fast 31 Billionen Dollar, die Anleger weltweit nachhaltig investieren, fließen in Anlageprodukte, die die Mindestvorgaben für Nachhaltigkeit bei Investments einhalten. Dazu zählt der Ausschluss von Sektoren und Unternehmen, die Tabak, Pornografie, Streubomben, Feuerwaffen und so weiter produzieren und unterstützen. Allerdings haben die oben genannten ESG Kriterien stark Zuwachs erhalten. Immerhin 17.500 Milliarden Dollar fließen in ESG Assets. Das sind gegenüber 2016 fast 70% mehr.

Auch beim sogenannten Impact Investing sind die europäischen Anleger:innen führend. Du fragst dich jetzt – was ist Impact Investing? Ein Zitat des Global Impact Investing Network vom Februar 2023 bringt etwas Klarheit in die Materie:

„Impact Investing zielt darauf ab, positive soziale und ökologische Wirkungen neben einer finanziellen Rendite zu erzielen. Dies wird erreicht, indem in Unternehmen, Organisationen und Fonds investiert wird, die die Absicht haben, messbare soziale und ökologische Auswirkungen zu erzeugen, neben einer finanziellen Rendite.“

Wenn du ethisch und nachhaltig investieren willst, kommst du also kaum an Impact Investment vorbei. Bereits 2018 haben Europäer:innen mit insgesamt 108 Milliarden Euro 10% mehr Geld in solche Anlageprodukte investiert. Damit liegen sie beim Impact Investing auf Platz 2 hinter den USA, die darin 294 Milliarden Dollar nachhaltig investieren.

Nachhaltige Geldanlagen kennen und erkennen

Nachhaltigkeit bei Investments zu erkennen, ist nicht immer ganz leicht. Vor allem nicht als Privatanlegerin und als Neueinsteigerin. Weil ethische Investments für Frauen aber zunehmend wichtig werden, wollen wir dir hier Tipps geben, woran du Nachhaltigkeit und Ethik in der Geldanlage erkennst.

Gerne verraten aber auch unsere Finanzexpertinnen dir mehr darüber, welche Möglichkeiten du hast, um dein Geld nachhaltig investieren zu können.

Pietro Negri von der italienischen Non-Profit Nachhaltigkeitsforum (FFS, Forum per la Finanza Sostenibile) sagt: “Nachhaltig investieren ist keine Modeerscheinung, sondern ein unaufhaltsamer Trend. Gleichzeitig muss man jedoch die Investments minutiös und rigoros analysieren.“

Damit spielt er auf das Phänomen des Greenwashings an. In vielen vermeintlich nachhaltigen Fonds beteiligen sich noch immer Unternehmen, die in fossile Brennstoffe oder fragwürdige Palmölproduktion machen.

Bevor du also nachhaltig investieren kannst, solltest du dir die Unternehmen, die dir auf den Papieren infrage kommender Investments präsentiert werden, genau ansehen. Es gibt aber auch Labels, die dir zumindest Orientierung geben.

Um ein solches Label zu erhalten, müssen Unternehmen eine Unternehmenspolitik nachweisen, die den Anforderungen an Umweltschutz, Produktsicherheit, Qualitätsverbesserung, Mitarbeitergesundheit und -schutz gerecht werden, die durch die verschiedenen Siegel und Zertifikate vorgeschrieben sind.

Firmen, die ethische Fonds ausgeben, dürfen nicht in Verbindung stehen mit Waffen, Tabak, menschenunwürdigen und gesundheitsgefährdenden Produkten und Arbeitsbedingungen. Nachhaltigkeit bei Investments wird bei jedem Fonds in jedem Land anders ausgelegt. In Frankreich zählt Atomkraft etwa als nachhaltig, weil sie wenig CO2 produzieren.

In Deutschland gilt sie als nicht nachhaltig. Unter anderem, weil es einerseits nach wie vor keine Lösung für die Lagerung der Brennstäbe gibt. Andererseits, weil sie im Verdacht steht, Leukämie und andere Krebsarten zu begünstigen, die im Umkreis von Atomkraftwerken oft verstärkt diagnostiziert wird.

Um diese verschiedenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit bei Investments zu vereinheitlichen, hat die EU-Kommission 2018 einen Aktionsplan zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstum vorgelegt.

Einige der darin vorgesehenen Schritte zur Förderung und Vereinheitlichung nachhaltiger Geldanlagen sind bereits umgesetzt:

  1. Es wurde ein einheitliches Klassifikationssystem für grüne Tätigkeiten geschaffen.
  2. Vermögensverwalter und institutionelle Anleger müssen das Kriterium der Nachhaltigkeit bei Investments in die Investitionsabläufe einbeziehen.
  3. Der CO2-Emmissionsreferenzwert der Pariser Klimavereinbarung von 2015 gilt nun als Maximalmaß, damit eine Geldanlage als nachhaltig bezeichnet werden darf.

Bis jedoch auch alle anderen EU-Initiativen aus dem Aktionsplan umgesetzt werden — darunter 

  • genormte Kennzeichen unter Einbeziehung der Definition von Nachhaltigkeit und Ethik bei der Geldanlage
  • Die Pflicht für Anlageberater:innen, die Nachhaltigkeitspräferenzen ihren Kund:innen transparent und nachweislich zu berücksichtigen
  • Die Vorgabe für Unternehmen, auch nicht finanzielle Informationen transparenter machen zu müssen und nachhaltige Geldanlagen auch ins Versicherungswesen und in die betriebliche Altersvorsorge zu integrieren — dürften noch ein paar Jährchen ins Land ziehen

Bis der angestrebte Konsens für ethische und nachhaltige Geldanlagen gefunden ist, bleibt dir also nichts anderes übrig, als dich auf die bestehenden Label und Gütesiegel zu verlassen. Allerdings bitte auch nicht blind. Informiere dich darüber, welche Kriterien dir wichtig sind und welches Siegel diese Ansprüche am besten zusammenfasst.

Diese Siegel lassen dich nachhaltig investieren

Climetrics

Climetrics ist eine Rating-Agentur für Investmentfonds, die deren Nachhaltigkeit bewertet. Dabei vergeben sie pro Fonds ein bis fünf Laubblätter. Das macht die Einstufung als nachhaltige Investments schön übersichtlich. Auf der Suche nach ethischen Investments für Frauen, kannst du dort auswählen, welchen Mindeststandard (Anzahl der Laubblätter) ein Investment für dich haben soll und bekommst eine Auswahl angezeigt. Climetrics ist besonders kritisch, weil sie nicht nur den Fonds selbst, sondern auch den Emittenten strengen Beurteilungen unterziehen und nur beide in Kombination eine entsprechende Bewertung erhalten.

FNG

Der Fachverband für nachhaltige Geldanlagen (FNG) vergibt sein Nachhaltigkeitssiegel an Fonds, die zu mindestens 90% die Mindeststandards für Nachhaltigkeit und Ethik in der Geldanlage erfüllen. Der Definition dieser Standards liegt der UN Global Compact zugrunde, indem weltweit vereinbarte Maßnahmen für Menschenrechte, Umwelt- und Arbeitsschutz, sowie zur Korruptionsbekämpfung festgelegt sind. Mit FNG-ausgezeichneten Produkten investierst du niemals in fragwürdige Sektoren wie Atomkraft, Fracking, Kohleabbau und -strom, Rüstung und Waffen.

ECOreporter

ECOreporter ist ein seit 2001 bestehendes, unabhängiges Magazin für nachhaltige Geldanlagen. 2013 hat es ein eigenes Siegel gelauncht, mit dem jedes Jahr Finanzprodukte ausgezeichnet werden, die nachhaltig investieren. Anders als der FNG lässt ECOreporter Atomkraft- und Waffen- bzw. Rüstungsinvestments von bis zu 5% durchgehen. Ausgeschlossen werden allerdings Sektoren, in denen Kinderarbeit, Gentechnik und Tierversuche üblich ist, Länder, in denen die Todesstrafe praktiziert wird und Menschenrechte missachtet werden. Auch Branchen mit Bezug zu Glücksspiel und Suchtmitteln erhalten kein ECOreporter Label.

Nordic Swan

Der Nordic Swan ist ein allgemeines Ökosiegel, das 1989 von den skandinavischen Regierungen gemeinsam gegründet wurde und mittlerweile auch Investmentfonds auf Nachhaltigkeit überprüft und auszeichnet. Auch beim Nordic Swan müssen ESG Standards zu mindestens 90% eingehalten werden, damit ein Anlageprodukt als nachhaltig eingestuft wird. Vorrangig handelt es sich um Unternehmen aus den Sektoren erneuerbare und alternative Energie, Wasserversorgung in Entwicklungsländern, Abfall- und Wiederverwertungtechnologie, Umweltschutzdienstleistung, sowie ökologische Forst- und Landwirtschaft.

Diese Indizes unterstützen nachhaltige Geldanlagen

Du kannst dich neben Siegeln aber auch bestimmten Indizes orientieren, die — selbst festgelegte — Nachhaltigkeitskriterien zugrundelegen. Hier ein paar Vorschläge. Doch wie bei den Siegeln auch, gilt bei Nachhaltigkeitsindizes genau hinzusehen, inwieweit deren Richtlinien mit deiner Vorstellung von Nachhaltigkeit und Ethik in der Geldanlage übereinstimmen.

  • DAXglobal Sarasin Sustainability (Kategorie: Nachhaltigkeit)
  • ECPI Ethical Indexes (Kategorie: Soziales)
  • FTSE Environmental Markets Index Series (Kategorie: Umwelt)
  • FTSE4GOOD Index Series (Kategorie: Nachhaltigkeit)
  • Global Challenges Index (Kategorie: Nachhaltigkeit)
  • HSBC Global Climate Change Benchmark Index (Kategorie: Umwelt)
  • STOXX Sustainability Indices (Kategorie: Nachhaltigkeit)

Diese Indizes stellen natürlich nur eine kleine Auswahl dar. Unsere Finanzexpertinnen helfen dir aber gerne dabei, weitere spannende und vor allem nachhaltige Indizes für dein grünes Investment zu finden.

Nachhaltig investieren ist Frauensache

Ethische Investments für Frauen sind Geldanlagen, die nicht nur dir etwas Gutes tun, indem sie dein Vermögen vermehren. Sie tun auch noch an anderen Stellen gutes. Dass vor allem Frauen wert auf ethische und nachhaltige Geldanlagen legen, ist belegt.

Auch, dass Frauen bereits heute ein Drittel des weltweiten Geldvermögens kontrollieren. Stell dir vor, was Frauen bewegen können, wenn alle einen Teil ihres Geldes nachhaltig investieren!

Audrey Choi, Chief Marketing Officer und Chief Sustainability Officer der Bank of America kennt die einflussreiche Rolle von Frauen in der Finanzwelt:

„Frauen haben eine entscheidende Rolle beim nachhaltigen Investieren zu spielen. Frauen sind oft die Entscheidungsträger in Familienfinanzen und können in ihrer Rolle als Anlegerinnen Unternehmen dazu bringen, soziale und Umweltverantwortung in ihre Geschäftspraktiken einzubeziehen.“

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